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Wer tagtäglich im Pflegebereich arbeitet weiß, dass sich Pflege, zumal die Arbeit am Patienten, nicht von alleine macht. Die Anforderungen an die Mitarbeiter in der Pflege sind vielschichtig
Hier denkt man zuerst an die physischen Belastungen, die im Arbeitsalltag auftreten. Das Anheben der Patienten, besonders in der Altenpflege, setzt eine gut ausgebildete Rumpfmuskulatur und eine geschickte Hebetechnik voraus. Eine gewisse körperliche Fitness ist bei den langen Stehzeiten und einigen Kilometer Gehstrecke an einem Arbeitstag ebenfalls von Vorteil. Bereits diese zwei Beispiele verdeutlichen, der Pflegeberuf ist nichts für „Bewegungsmuffel“ sondern vielmehr für agile und aktive Menschen geeignet. Gut trainierte Mitarbeiter sind eine Bereicherung für das Unternehmen, aber auch für den Patienten. Es handelt sich um einen als „bewegungsreich“ zu beschreibenden Arbeitsplatz, was auch den Vorteil hat, dass der Mitarbeiter einen persönlichen Trainingseffekt durch seinen Arbeitsalltag erfährt und diesen für den Patienten nutzbar machen kann. Dabei erscheint es ideal, wenn man schon fit in den Beruf einsteigt oder die notwendige Fitness in den ersten Berufsjahren über ein Training aufbaut und dann kontinuierlich fortsetzt.
Die eben beschriebene physische Leistungsfähigkeit ist die eine Seite, die psychische Belastbarkeit die andere. Stresstoleranz ist eine Kernkompetenz, die eine Pflegekraft haben sollte. Auch hier sind körperlich trainierte Menschen klar im Vorteil und deutlich stress-resistenter als Untrainierte. Ein moderates Gesundheitstraining lohnt sich also in mehrfacher Hinsicht. Diese Tatsache wird immer mehr Arbeitgebern bewusst. Daher unterstützen sie in der Regel die sogenannte betriebliche Gesundheitsförderung. Hier sind die Möglichkeiten sehr variantenreich, als bereits praktizierte Beispiele seien nur Präventionskurse, Ernährungsberatung, das Job-bike, das betriebseigene Fitness-Studio, genannt.
Zahlreiche Krankenhäuser und große Pflegeeinrichtungen bieten hausinterne Reha-Abteilungen, die mit modernen Fitness- und Therapiegeräten ausgestattet sind. Diese Abteilungen werden dann natürlich auch für die betriebliche Gesundheitsförderung genutzt.
Gerade deutsche Unternehmen haben sich als namhafte Ausstatter von Fitness-, Physio- und Reha- Zentren gute nationale Marktanteile geschaffen. Forschung und Entwicklung werden hier in vorbildlicher Weise vorangetrieben. Angebotsschwerpunkte dieser Systemlieferanten liegen unter anderem im Bereich der Rückentherapie, präventiv-medizinischer Trainingszirkel und Trainingsdiagnostik.
Das Training der stark beanspruchten Muskulatur sollte in jedem Alter betrieben werden – keiner ist zu alt, um nicht auch in fortgeschrittenen Jahren damit anzufangen. Hier könnte man den Spruch „Wer rastet der rostet“ als Leitmotiv heranziehen. Gerade ältere Menschen, egal ob sie in der Pflege aktiv tätig sind, oder als Patient, sollten zu einem „progressiven Widerstandstraining“ motiviert werden. Zahlreiche Studien belegen eindrucksvoll die positiven Auswirkungen des Krafttrainings auch im Alter. Deshalb werden diese Trainingsformen zukünftig in der stationären Pflege unterstützt.
Nach den Vorstellungen des Gesetzgebers werden Einrichtungsleitung und Pflegefachkräfte zukünftig Mitglieder eines Steuerungsgremiums zur Förderung von Prävention in der stationären Pflege. Vielfältige Aufgaben, wie die Bedarfsanalyse, Zielfestlegung sowie Planung und Umsetzung der Maßnahmen sind zu koordinieren. Der offizielle „Leitfaden Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen“ nach § 5 SGB XI regelt die Rahmenbedingungen. Damit erfasst das neue Präventionsgesetz nicht nur die Mitarbeiter in der Pflege sondern auch die älteren Menschen dieser Einrichtungen. Vielleicht münden die Bestrebungen demnächst in gemeinsamen Trainingseinheiten: Fit im Job & Fit im Alter.
◆ Hinweise zum Autor: Dr. phil. Hartmut Wolff Dr. WOLFF Sports & Prevention GmbH, Arnsberg