ACHTSAM, WIRKSAM UND GESUND IM PFLEGEBERUF

DIE SICHT AUS DEM UNIVERSITÄREN BLICKWINKEL

Beginnen wir mit einem professionellen Pflege­verständnis wie aus dem Märchen: Es war einmal eine Pflegerin/ein Pfleger, die/der Ängste, Krisen und Hürden des Arbeitsalltags erlebte, obwohl sie/er kaum über Ressourcen verfügte. Trotz der erschwer­ten Bedingungen brachte die Pflegerin/der Pfleger heldenhafte Taten hervor, die Selbstwirksamkeit erforderte …

PFLEGE 2.0

Die Digitalisierung ist ein Megatrend, der nicht erst in einem Jahrzehnt beginnt, sondern bereits heute die meisten Lebensbereiche beeinflusst. Nehmen wir ein Beispiel: Schon heute kennen wir verschiedene Fahrerassistenzsysteme (z. B. Navigationsgeräte, Spurhalteassistent), die mit Hilfe digitaler Informationen, Autofahrern ihre Arbeit erleichtern bzw. das Fahren sicherer machen. In Kalifornien fahren bereits die ersten Autos, die komplett autonom – also ohne Fahrer – ihren Weg zum Ziel finden.
Anders als die Automobilindustrie kämpft die Pflege seit einiger Zeit damit, ausreichend Nachwuchs für ihre Berufsgruppe zu finden. Gründe hierfür liegen u.a. in der geringeren Vergütung und den weniger attraktiven Arbeitsbedingungen (z. B. Nacht- und Wochenendarbeit). Personalstellen in Krankenhäusern, Rehakliniken, Heimen und ambulanten Pflegediensten bleiben unbesetzt. Da die Patientenzahlen und die Pflegebedürftigkeit der Patienten steigen, haben wir hier bereits heute eine Herausforderung von gesellschaftlicher Relevanz. Auch wenn es naheliegend scheint, die Lösung für dieses Problem wird wahrscheinlich nicht die Umschulung der in der Automobil- und Transportindustrie zukünftig freigesetzten Arbeitskräfte darstellen.

Wie stemmt Deutschland den »Silbernen Tsunami«?

Demographen sprechen vom „Silbernen Tsunami“, denn Begriffe wie „demographischer Wandel“ ver­ harmlosen, dass – statistisch gesehen – in wenigen Jahren auf jeden Erwerbstätigen in Deutschland ein Rentner kommt. In den nächsten Jahren gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente; damit verlas­sen mehr Menschen die deutsche Wirtschaft als je zuvor. Die Konsequenzen stellen die Sozialversicher­ungs­-Systeme auf den Prüfstand, nicht nur in Euro­pa, sondern weltweit. Japans Staatsverschuldung z. B. ist auf 240 % vom BSP gestiegen. Japanische Ökonomen sprechen inzwischen offen vom nicht ab­wendbaren Kollaps der Sozialversicherungssysteme.

Die Pflege gehört dazu!

MEHR LUST AUF DEN DIGITALEN WANDEL
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nutzte seine Eröffnungsrede erneut für den eindringlichen Appell, bei der Entwicklung digitaler Gesundheitslösungen mehr Tempo aufzunehmen und den Erfolg beim Thema Digital Health nicht anderen Ländern zu überlassen: »Wir müssen Lust auf den digitalen Wandel haben. Die Alternative ist nicht, ob es passiert oder nicht, sondern ob wir es gestalten oder erleiden.«
Das gilt auch und ganz besonders für die Pflege im Gesundheitswesen, deren Bedeutung für eine ganz-heitliche Gesundheitsversorgung essenziell ist – nicht zuletzt wegen der aktuellen demographischen Entwicklung. Gleichzeitig sind Personalmangel und knappe Ressourcen nirgendwo so deutlich spürbar wie in der Pflege – ob ambulant, in der Langzeitpflege oder im Krankenhaus.